Ein Ego, das die die Welt verändert

Letztens las ich im Buch "Molecules that changed the World" von K. C. Nicolaou und T. Montagnon (Viley-VCH, Weinheim 2008). Das Buch ist sehr schön gemacht, wichtige Naturstoffe, Alkaloide, Vitamine, Gifte und Pharmaka werden ausführlich und wunderbar illustriert vorgestellt und erklärt. Beim Durchblättern fiel mir ein freundlicher älterer Herr mit spärlichem Kopfhaar, Brille und Schnauzbart auf, der immer wieder auf Fotos zu sehen war. Eine genauere Untersuchung des Sachverhaltes zeigte, dass es sich um Fotos von einem der beiden Autoren des Buches handelt.
K. C. Nicolaou hat sich in diesem Buch mehr als 30 mal selbst abbilden lassen! Irgend etwas hat der gute Mann hier verwechselt, oder ich habe den Sinn des Buches nicht richtig verstanden. Eigentlich dachte ich, es sei ein Sachbuch, bei dem es um die darin beschriebenen wichtigen, interessanten und spannenden Moleküle geht! Seine schönsten Fotos stellt man doch normalerweise in einer Autobiographie zusammen oder klebt diese in sein persönliches Fotoalbum. Aber doch nicht in ein Sachbuch, bei dem es um Moleküle geht! Manche haben schon schwer an ihrem Ego zu tragen. Wir sollten dem Mann helfen. Deshalb an dieser Stelle gleich noch einen Link auf die Google Bildersuche nach dem Begriff "K. C. Nicolaou": Fotos von K. C. Nicolaou hier! Schauen Sie sich diese Fotos an, bitte!

Ganz anders dagegen das Buch "Atkins' Molecules" von Peter Atkins (Cambridge University Press, Cambridge 2003). Dieses hat eine ähnliche Zielstellung. Es geht in diesem Buch nicht so sehr um phamakologisch aktive Verbindungen wie in dem oben genannten Werk, sondern um alle Arten von Verbindungen, die für Menschen wichtig sind. Das ist auch ausgewogen gelungen.
Der Autor hat sich zwar im Titel verewigt, verzichtet aber im Inneren des Sachbuches dafür gänzlich auf Fotos von sich selbst oder sich selbst und seiner Arbeitsgruppe oder sich selbst und noch einer anderen Persönlichkeit oder wiederum sich selbst. Das ist mir deutlich symphatischer.